


Mit dem Zug fahre ich nach Rosenburg am Kamp. Schon beim Aussteigen spürt man den Hauch von Geschichte, der dieses Tal durchweht. Ich überquere den Fluss über die Fußgängerbrücke, und sofort erhebt sich die Rosenburg vor mir – majestätisch thront sie auf dem Hügel, eine der eindrucksvollsten Renaissancewehrburgen Österreichs. Ihre mächtigen Mauern und die markanten Arkadenhöfe strahlen noch heute jene Wehrhaftigkeit aus, die sie über Jahrhunderte zu einem unbezwingbaren Bollwerk gemacht haben. Berühmt sind auch die historischen Greifvogelschauen, die im weitläufigen Turnierhof stattfinden.
Der Weg führt durch den Wald hinauf, vorbei an alten Steinmauern und moosbewachsenen Blöcken. Eine Station unterwegs ist das geheimnisvolle Zwergloch, auch Graselhöhle genannt. Der Name erinnert an den legendären Waldviertler Räuber Johann Georg Grasel, dessen wilder Lebenswandel bis heute Stoff für Geschichten liefert. Angeblich soll Grasel dieses enge Felshöhlenlabyrinth als Unterschlupf genutzt haben – weshalb bis heute ein Hauch von Räubersagen und verborgenen Schätzen in der Luft liegt.
Oben angekommen stehe ich schließlich vor der Rosenburg – heute leider geschlossen. So ein Pech! Mit der NÖ-Card wollte ich eigentlich die Falkenshow und das Innere der Burg besuchen. Gemeinsam mit anderen Wanderern suche ich den Wanderweg Richtung Kamp. Irgendwo hinter dem 3D-Bogenparcours, der am Waldrand spannende Parcoursrouten zwischen Bäumen und Wiesen bietet, verläuft er. Schließlich finde ich den schmalen Pfad, der zwischen mächtigen Felsen hinunter ans Ufer führt.
Hier stoße ich auf das alte Kleinwasserkraftwerk am Kamp, ein technisches Denkmal, das an die frühe Elektrifizierung der Region erinnert. Über eine gebogene Fußgängerbrücke gelange ich ans andere Ufer, wo bald die Zinnermühle vor mir auftaucht. Die historische Mühle – deren Ursprünge bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen sollen – war über Generationen hinweg ein bedeutender Wirtschaftsbetrieb im Kamptal. Heute ist sie ein stimmungsvoller Ort, der die einstige Bedeutung des Kamp als Arbeitsfluss sichtbar macht.
Hinter der Mühle beginnt der reizvolle Wanderpfad am Kampufer. Der Weg führt durch eine stille und wildromantische Flusslandschaft, gesäumt von Felswänden, mächtigen Wurzeln und den Resten alter Mauern, die von früheren Ansiedlungen oder Wirtschaftsgebäuden stammen könnten. Ein Stück weit umrunde ich so den malerischen Umlauf im Kamptal.
Schließlich zweigt ein Weg in Richtung Altenburg ab. Es geht entlang des plätschernden Försterbachs hinauf, vorbei an der alten Mauer des früheren Tiergeheges im Stiftswald Altenburg. Dieser Wald gehört seit Jahrhunderten zum klösterlichen Besitz und ist heute ein natur- und kulturhistorisches Kleinod: verwunschene Wege, alte Baumriesen und Spuren früherer Gartenkunst verschmelzen hier zu einer sanften, mystischen Landschaft.
Direkt vor dem Stift Altenburg komme ich heraus. Die Anlage ist ein barockes Gesamtkunstwerk von europäischem Rang, bekannt für ihre leuchtenden Deckenfresken, die prachtvolle Stiftsbibliothek und die Ausgrabungen der mittelalterlichen Klosteranlage, die wie ein Fenster in die Vergangenheit wirken. Ich betrete das Gelände und besuche die beeindruckende Stiftskirche, in der gerade fleißig Orgel geübt wird – der Klang erfüllt die Hallen mit einer fast überirdischen Atmosphäre.
Danach wandere ich durch den Ort und folge dem Weg in Richtung Frauenhofen. Es sind einige Kilometer zu gehen. Unterwegs entdecke ich mehrere Marterl und Heiligenfiguren – typisch für die Region rund um das Stift, wo Volksfrömmigkeit und Klosterkultur seit Jahrhunderten eng miteinander verwoben sind.
Vor der Schnellstraße biege ich auf den Radweg nach Horn ab. Im Industriegebiet befindet sich die erste Bushaltestelle, die meine ist; von hier fahre ich ins Zentrum von Horn. Dort genehmige ich mir erst einmal ein Eis – und ein paar Bierdosen für die bevorstehende Heimfahrt. Dann frage ich mich zum Bahnhof durch, der ebenfalls ein gutes Stück entfernt liegt. Irgendwann kommt der Zug nach Sigmundsherberg, und über Eggenburg fahre ich schließlich nach Hause.












